Die Vorgeschichte des 29. Linden-Cups
(ul) Als Mitte März 2020 der Corona-Lockdown mit dem Abbruch des gesamten Spielbetriebs und damit aller Ligaspiele kam, waren die Aussichten für die Zukunft des Handballs allgemein sehr trübe. Auch im Vorstand der HSG Linden war man im Blick auf den für August geplanten 29. Linden-Cup äußerst skeptisch, und viele sahen für unsere Turnierveranstaltung keine Chance mehr. Es gab nur wenige Stimmen, die mutig und kämpferisch blieben und eine optimistische Lösung suchen wollten. Schließlich einigte man sich dann doch im Vorstand darauf, dass die HSG Linden die Vorreiter-Rolle annehmen und den Vereinen der heimischen Region nach der langen „handballlosen“ Zeit ein Angebot machen sollte. Skepsis herrschte aber weiterhin, ob die strengen hygienischen Auflagen für eine sichere Turnierwoche erfüllbar sein würden
Für Turnierorganisator Ulrich Lepper war jedenfalls von Anfang an klar, dass eine Stornierung des Turniers – und damit eine Unterbrechung der „Kette“ - nicht infrage kam und alles unternommen werden musste, um auf neuen Wegen das Turnierangebot auch 2020 zu realisieren.
Ein Weg voller Hindernisse
Schon im Mai/Juni stellte sich heraus, dass eine Beteiligung von Bundesligisten in diesem Jahr schon aus finanziellen Gründen unmöglich war. Aber auch die gesundheitspolitischen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sorgten schnell für Ernüchterung, denn bis zum 31. August wurden alle Großveranstaltungen im Hallensport untersagt. Mit dieser Begrenzung blieb nur eine einzige Woche als Termin für einen möglichen Linden-Cup, nämlich die Zeit vom 1. bis 6. September, im Hintergrund allerdings die Gefahr, dass auch dieser Termin trotz geplanter Lockerungen immer „auf der Kippe“ stand.
Aber was tun, um überhaupt Vereine für ein Wochenturnier zu finden? Jetzt zahlte es sich aus, dass der Linden-Cup schon seit Jahren eigentlich ein „Doppelturnier“ mit einer Bundesliga-Gruppe und mit einer Regional-Gruppe war. Dieser Modus schuf schließlich die Möglichkeit, ausnahmsweise ein reines „Regionalturnier“ mit acht Vereinen aus dem mittelhessischen Raum anzubieten. Vier Oberligisten und vier Landesligisten griffen gern zu, denn alle waren auf der Suche nach Testspielmöglichkeiten, um sich auf den voraussichtlichen Rundenbeginn im Oktober vorzubereiten. Und alle Vereine hatten das gleiche Problem, nämlich die strengen hygienischen Voraussetzungen zu erfüllen, die für jeglichen Spielbetrieb von Ämtern und den zuständigen Gemeinden vorgegeben sind.
Diese Anforderungen bekamen dann Spielgemeinschaftsleiter Lothar Weigel, Turnierorganisator Ulrich Lepper und Christian Semmelroth als Vertreter der HSG Linden in mehreren Sitzungen serviert. Obwohl die Stadt Linden in Person von Ordnungsamtsleiter Tim Schneider und dem zuständigen Hausmeister für Gebäudemanagement Thorsten Bücking sich immer entgegenkommend verhielten, gab es selbst nach der Vorlage eines umfangreichen Hygienekonzepts durch Jan Nober und Daniel Müglich noch jede Menge Arbeit bei der endgültigen Abfassung. Dieses Konzept erwies sich dann im Verlauf des Turniers als vorbildlich, so dass viele Vereine aus der Umgebung sich daran orientieren möchten.
Schreckensvision „Hallenschließung“
Mitte August drohte schon das „Aus“ für alle Planungen, als der TÜV feststellte, dass der Boden in der Stadthalle an mehreren Stellen „marode“ war und eine Reparatur für Mitte Oktober avisiert wurde. Das hätte eine mehrwöchige Hallensperrung bedeutet mit dem AUS für den Linden-Cup und auch für den Start in die Landesliga. Es ist vor allem der hartnäckigen Initiative durch 1. Stadtrat Norbert Arnold zu verdanken, dass die Reparaturarbeiten doch noch kurz vor Turnierbeginn fertiggestellt werden konnten.
Online-Ticketing ersetzt „Abendkasse“
Im Rahmen des ausführlichen Hygienekonzepts wurde dem Organisationsteam schnell klar, dass ein bargeld- und kontaktloser Kartenvorverkauf angestrebt werden musste, denn unser sonst so zuverlässiger Kassendienst hätte eine Ansteckungsminimierung nicht gewährleisten können. Durch den digitalen Vorverkauf wurden „Menschentrauben“ am Eingang vermieden und eine kontaktlose Abwicklung des Kartenerwerbs generiert. Auf diese Weise blieb zudem die Möglichkeit einer lückenlosen Nachverfolgung gewährleistet. Bei all diesen Planungsschritten stand dem Organisationsteam ein langjähriger Unterstützer des Lindener Handballs zur Seite. „Das Wohnhaus“ aus Braunfels stellte seinen neuen Onlineshop zur Verfügung, sodass jeder Handballfan die Möglichkeit besaß, auf sicherem Wege vorab ein Ticket für den 29. Linden-Cup zu erwerben. Hier gebührt Geschäftsinhaberin Regina Andermann großer Dank, die diesen essenziellen Punkt der Turnierplanung mit ihrem modernen Onlineshop ermöglichte.
Livestream funktioniert nur bei entsprechender IT-Ausstattung
Auch in dieser Hinsicht gab es in der Stadthalle schon seit Jahren großen Nachholbedarf, der den Absichten der HSG Linden aber auch anderen Hallennutzern im Wege stand. Auf Drängen der HSG Linden und mit Hilfe der Stadt Linden wurden nun endlich die Kapazitäten geschaffen, dass Livestream aus der Stadthalle heraus bei ansprechender Qualität überhaupt möglich ist. Wie man sieht, haben die Vorbereitungsarbeiten auf den diesjährigen Linden-Cup doch einige Kräfte freigesetzt, so dass schließlich angemessene Voraussetzungen auch für andere Vereine und Sportarten entstanden sind.
Kostenloser Livestream beim 29. Linden-Cup
Die Direktübertragung aller zwölf Spiele war ein „Volltreffer“ beim vom Corona-Virus dominierten 29. Linden-Cup, denn man kann wohl sagen, dass es der HSG Linden als erstem Handballverein im Amateurbereich gelungen ist, dieses neue Medium über sechs Tage hinweg äußerst erfolgreich zu nutzen.
Für diese Entscheidung sorgten allerdings die negativen Vorzeichen in Zeiten der Corona-Krise. Die Beschränkung auf 50 zugelassene Sitzplätze auf der Tribüne brachten den Organisator dazu, andere Wege zu prüfen, wie die große Fangemeinschaft der Handballer in Mittelhessen am traditionsreichen Linden-Cup teilhaben konnte. Eine große Rolle spielte aber auch die Notwendigkeit, dass man den Sponsoren eine völlig neue Plattform über die üblichen „Gegenleistungen“ hinaus bieten konnte.
Niemand aufseiten der HSG Linden konnte ahnen, dass das neue Medium „Livestream“ in so hohem Maß von den Handballfans der Region genutzt werden würde. Bei jeder der 12 Handballbegegnungen waren im Schnitt 230 Direkteinschaltungen zu verzeichnen, darüber hinaus gab es bisher etwa 2.000 andere Zugriffe auf dem Youtube-Account der HSG Linden.
Dass die Zahlen so unerwartet hoch lagen, hatte auf jeden Fall besondere Gründe, die etwas mit „Qualität“ zu tun haben. Erstens hatte die Stadt Linden im Vorfeld die benötigten IT-Voraussetzungen geschaffen, so dass die vom Veranstalter gewünschte Bildqualität erreichbar war. Und zweitens hatte die HSG Linden mit Florian Gümbel einen wahren Glücksgriff gelandet, der mit seinem persönlichen Einsatz und geeignetem Equipment die Voraussetzungen lieferte. Und drittens saß auf dem besonders errichteten Moderatorenplatz Conrad Melle, der über sechs Tage hinweg eine „Meisterleistung“ bei der Kommentierung der Spiele bot. Er verstand es, die Spiele mit Sachverstand und Witz an die Zuschauer heranzubringen und dazu noch regionale Handball-Experten einzubinden, die erkennbar Freude daran hatten, ihre Sachkenntnis in die Wohnzimmer der externen Zuschauer zu transportieren. Eine große Hilfe bot dabei Benedikt Zörb, der unserem Moderator an allen Tagen bei den Aufnahmen zur Seite stand.
Also eine rundum gelungene Sache, die allerorten in den sozialen Medien – besonders im Umfeld der acht beteiligten Vereinen - überragend bewertet wurde. Viele Kommentare heben die Qualität in allen Bereichen hervor und meinen, dass die Aktion Livestream in Linden keinen Vergleich mit den Angeboten professioneller Unternehmen scheuen muss.
Viel Arbeit – aber auch maximaler Erfolg
Die sechs Turniertage waren zwar extrem anstrengend aber auch besonders erfolgreich. Hier hatten die „Chefs“ Christian Semmelroth, Jan Nober und Daniel Müglich alle Hände voll zu tun, um Helferlisten zu erstellen und sechs Tage lang jedem die entsprechenden Aufgaben zuzuweisen Es war eine „Armada“ von Helfern nötig, um das engmaschige Hygienekonzept zu gewährleisten und die sonstigen Arbeiten auszuführen. Während der sechs Turniertage zeigten die Mannschaften der HSG Linden große Bereitschaft, sich an den verschiedenen Arbeitspositionen einzubringen, und es war schön mit anzusehen, wie sich mannschaftsübergreifender Zusammenhalt entwickelte. Bei Auf- und Abbau der Bannerwände, beim Verkauf von Speisen und Getränken aber vor allem bei der Überwachung der Hygienevorschriften an vielen Stellen der Stadthalle wurde von den Helfern „ganze Arbeit“ geleistet. Und man hatte durchaus den Eindruck, dass unsere Spielgemeinschaft bei allem Stress auch richtig viel Spaß hatte.
Ein großes Lob geht aber auch an die beteiligten Mannschaften der eingeladenen Vereine sowie die Zuschauer, die sich vorbildlich an die Hygienevorschriften hielten.
Und so bleibt als Fazit
Die äußeren Bedingungen beim 29. Linden-Cup mögen bitte „einmalig“ sein und bleiben. Die HSG Linden hofft, dass 2021 die Jubiläumsveranstaltung 30. Linden-Cup wieder unter normalen Bedingungen mit traditioneller Bundesliga-Beteiligung stattfinden kann.